Schule ohne Unterrichtsfächer? Schule am Abend? Geht das? Wer macht da schon mit? Und: Was soll das?

19 Schüler*innen der Jahrgangsstufe 12 haben sich dafür entschieden, in der Woche zwischen den beiden Schulhalbjahren an den KulturTagen 22/23 teilzunehmen. Dieses Angebot der Fachoberschule für Gesundheit und Soziales fand in diesem Jahr zum 3. Mal für die Schüler*innen der FOS mit dem Fokus statt, kulturelle Bildung als Bereicherung der eigenen Lebenswelt erfahrbar zu machen.

Ist das nicht ein sehr hoher Anspruch? Und: Trifft dies überhaupt das Interesse der Schüler*innen?

Ich denke, nach Abschluss der KulturTage können beide Fragen eindeutig mit „Ja“ beantwortet werden.

Wenn die Auswahl der Veranstaltungen stimmt, den Schüler*innen Freiräume zur Gestaltung gegeben werden und die Lehrkräfte von der Rolle der Lehrenden in die Rolle der aktiven, mitmachenden und freudig teilnehmenden Begleitpersonen wechseln, dann ist ein guter Grundstein für das Gelingen solcher  Tage gelegt. Die Unterstützung durch die Schule, was Ortswechsel und die flexible Gestaltung der Veranstaltungszeiten betrifft, sowie die Durchführung von Führungen und Workshops durch Theater-und Museumspädagoginnen sind ebenfalls erhebliche Gelingensbedingungen. All dies und die Freiwilligkeit zur Teilnahme an diesen Tagen tragen dazu bei, dass die Schüler*innen die KulturTage als wertvoll erleben.

Wie das konkret bei den KulturTagen 22/23 aussah?

Mit den Theaterpädagoginnen des Theaters der Stadt Bonn wurden Workshops durchgeführt, die teilweise im GKB, teilweise auf der Probebühne des Theaters Bonn stattfanden.  In ihnen wurden zwei Theaterstücke inhaltlich mit vielen kreativen Methoden und höchst aktiver Beteiligung der Schüler*innen erarbeitet. Das Ganze machte sehr viel Spaß und brachte die Teilnehmer*innen in Bewegung und Kontakt miteinander und weckte ihre eigene Spielfreude und Kreativität. Am Abend wurden dann die erarbeiteten Stücke im Schauspielhaus besucht. Bei allen Aktionen waren Lehrer*innen dabei, die die Gruppe begleiteten.

Das erste Theaterstück „Unsere Welt neu denken“ – ist eine Inszenierung, die das gleichnamige Sachbuch der Politökonomin und Transformationsforscherin Prof. Dr. Maja Göpel umsetzt. Es begeisterte durch die aktuelle Thematik, die große Spielfreude des Ensembles und die kreative Darstellungsweise, die das Publikum unmittelbar miteinbezieht.

Das Stück „Löwenherzen“ zeigte das innere Erleben von Kindern, die in für sie existenziellen Krisensituationen (beispielsweise Flucht) Strategien des Überlebens entwickeln. Das ging unter die Haut und machte betroffen und nachdenklich.

An die Besuche der Bühnenstücke reihte sich eine Führung durch die Ausstellung „Ernsthaft- Albernheit und Enthusiasmus in der Kunst“  in der Bundeskunst- und Ausstellungshalle Bonn an. Die Exponate verwirrten und warfen Fragen auf. Der anschließende Workshop, den Museumspädagoginnen leiteten, zeigte die Früchte der Auseinandersetzung mit den vorher gesehenen den Kunstobjekten: Die Schüler*innen schufen nun, angeregt durch die Exponate, mit viel Freude und Kreativität eigene Objekte.

Im Feedback wurden die KulturTage 22/23 von den Schülerinnen und Schülern als äußerst positives Erlebnis bewertet- sogar von denjenigen, die eher skeptisch in die Tage gestartet sind. So wird beispielsweise zurückgemeldet: „Wir sind als Gruppe viel mehr miteinander in Kontakt gekommen. Es war wie eine Klassenfahrt.“ „Die Lehrerinnen und Lehrer haben uns gut begleitet.“ „Ich werde mit meiner Familie noch mal in das Stück gehen.“ „Ich hätte nicht gedacht, dass mich das interessieren könnte.“ „Es macht viel Spaß und man sammelt Erfahrungen. Würde es jedem Schüler und Schülerin empfehlen.“

„Was ich den Schülern der nächsten 12 raten würde wäre: Macht mit!“

„Danke für diese Tage!“

Iris Zipper