Wer hat nicht schon mal solche Sätze wie „Die Frau Schmidt ist eine gute Lehrerin!“ oder „Der Schüler ist stinkfaul!“ gehört bzw. selbst benutzt? Warum können wir diese nicht als gewaltfrei im Sinne von Marshall B. Rosenberg bezeichnen? Welche Wertung beinhalten solche Aussagen und was versteht man unter einem bedürfnisorientierten Wertesystem? Und was hat das Ganze schließlich mit mir zu tun? Diese und viele weitere Fragen wurden am 07.06.2022 im Rahmen eines pädagogischen Tages der Internationalen Förderklassen beantwortet.

Alleine die Tatsache, dass das eine der ersten Präsenzveranstaltungen für diesen Bildungsgang nach einer zweijährigen durch die Pandemie bedingten Pause war,  machte diesen Tag zu etwas Besonderem. Die Kolleginnen und Kollegen haben sich nicht nur auf in der Schulpraxis sowie im Privatleben anwendbare Tipps gefreut, sondern auch auf einen intensiven Austausch mit den Gleichgesinnten im wieder neu geschätzten Raum einer Präsenzveranstaltung.

Neu war auch die Rolle einer Multiplikatorin und eines Multiplikators für Hedwig van Lessen und Hubert Wölfel, die die komplette Organisation und die Durchführung des pädagogischen Tages zum Thema „Gewaltfreie Kommunikation“ übernommen hatten. Die Funken der dazugehörigen Aufregung vor Beginn der Veranstaltung wurden schnell überdeckt durch ihre Kompetenz aus der langjährigen Beschäftigung mit dem Thema und durch Freude an dem Thema selbst. Außerdem konnte Hedwig neu erworbenes Wissen aus einer Fortbildung im April von Frank Gaschler mit dem Titel “Giraffentraum” einfließen lassen, die sich auf die Umsetzung der Gewaltfreien Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen konzentrierte.
Die Teilnehmenden des Pädagogischen Tages trugen ihrerseits durch ihre aktive, lebendige und konzentrierte Mitarbeit dazu bei, dass dieser Tag für beide Seiten geglückt war.

Dem Thema des Workshops lag das Grundwerk von Marshall Rosenberg „Gewaltfreie Kommunikation. Eine Sprache des Lebens“ zu Grunde, das nach über zwei durch die Pandemie geprägten Jahren mit all ihren Herausforderungen und Strapazen aktueller denn je zu sein scheint.

Eine Sprache des Lebens… Diesen Ausdruck mussten die Teilnehmenden sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen. Sprache ist nicht nur unsere Überlebensstrategie, sondern auch der Ausdruck unserer individuellen Persönlichkeit. So individuell wie wir sind, verlief auch der Workshop für jede/n einzelnen Teilnehmende/n. Das konnte vor allem dadurch gewährleistet werden, dass während der gesamten Veranstaltung die Arbeit an einer eigenen konkreten Konfliktsituation und einer möglichen Strategie zum Umgang mit dieser im Vordergrund stand und sich als roter Faden durch den pädagogischen Tag zog.

Des Weiteren hatten sich die Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung gewünscht, praktische Übungen für den Schulalltag kennenzulernen. Diesen Erwartungen wurde der pädagogische Tag gerecht. Zu den Höhepunkten der Veranstaltung gehörten sowohl das gefühlvolle Ankommen mithilfe der Gefühlsmonster, das Umformulieren bekannter Labeling-Begriffe wie “stur” oder “faul” in die gewaltfreie Sprache, der „Tanz auf dem Vulkan“ als auch die gemeinsame Ausarbeitung der konkreten Strategien für den Arbeitsalltag an der Schule. Ferner trug das praktische Anwenden der vier Elemente der Aufrichtigkeit (Beobachtung, Gefühl, Bedürfnis und Bitte) dazu bei, die Möglichkeiten für das Integrieren des Themas in das Unterrichtsgeschehen aufzuzeigen und die Qualität der eigenen Kommunikation zu steigern.

Die Auseinandersetzung mit dem Thema macht was in einem, weil wir uns in diesem Fall mit einem Thema beschäftigen, das uns auf Schritt und Tritt begleitet. Die Idee der gewaltsamen Kommunikation bahnt sich nun den Weg durch den Irrgarten unseres Wertsystems und feilt an jedem einzelnen Gedanken, der auf dem Weg ist, ein gesprochenes Wort oder ein nonverbales Signal zu werden. Am Ende der Veranstaltung haben sich die Kolleginnen und Kollegen gewünscht, den Ansatz der gewaltfreien Kommunikation auch im kommenden Schuljahr in regelmäßigen Sessions zu vertiefen.

Nochmal herzlichen Dank an Hedwig und Hubert für den beeindruckenden, genussvollen und inspirierenden Fortbildungstag!