Schülerinnen und Schüler der Sozialassistenz (SO 22B) sowie Studierende der Heilerziehungspflege (HEP22) besuchen in dieser Woche Leeuwarden in den Niederlanden um das Berufsfeld zu erkunden. Die Fahrt findet im Rahmen des Europäischen Austauschpopgramm Erasmus+ statt. Fröhlich und bepackt mit reichlich Vorfreude ging es mit dem Zug nach Leeuwarden in ein Hostel der ganz besonderen Art: In einem ehemaligen Gefängnis bezogen die Teilnehmer*innen ihre „Zellen“, was bei so manchem erst einmal ein etwas mulmiges Gefühl auslöste. Zum Glück gab sich das ganz rasch, auch Dank des wunderschönen Begrüßungsprogramms mit gemeinsamer Bootsfahrt über die beschaulichen Grachten der hübschen Studentenstadt. Nach einem ersten Vortrag über Entspannungsmöglichkeiten und Stressabbau rundete ein gemeinsames Abendessen mit den begleitenden Lehrerinnen und Lehrern sowie den übrigen Verantwortlichen vor Ort das Programm ab. Zufrieden, satt und voller neuer Eindrücke endete der erste Tag für alle dann „hinter Gittern“
Am zweiten Tag ging es zu Alliade InduStiens, einer im Dorfcharakter angelegten sozialen Einrichtung, in der über 100 Menschen mit Behinderung gleichzeitig wohnen und arbeiten. Besonders beeindruckt waren alle Schülerinnen, Schüler und Studierende unter anderem von der ansässigen Kerzenwerkstatt, in der die Menschen mit Unterstützungsbedarf kreative und farbenfrohe Kerzen in Handarbeit herstellen.Während einer Bootstour durch die Kanäle der Stadt, erklärte eine lokale Studierende das Niederländische Ausbildungssystem im sozialen Bereich
Der 3. Tag der gemeinsamen Berufserkundungsfahrt von HEP und SO bot gleich dreimal Einblicke in die soziale Arbeit in den Niederlanden. Mit einem Besuch bei der Cafe- und Cateringkette „Downies und Brownies“ startete der Tag, der ebenso sonnig und warm war, wie der Empfang der Schüler*innen und Studierenden im ortsansässigen Cafe. Herzlich bedient und mit heißen und kalten Getränken sowie einer Auswahl an köstlichen Brownies verwöhnt, kamen die Teilnehmer in Kontakt mit den Mitarbeitern, die alle mit dem Down Syndrom oder anderen kognitiven Beeinträchtigungen leben. Anders als in Deutschland üblich, sind sie hier entsprechend ihren Ressourcen selbstbestimmt und selbständig auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt. Beeindruckend für alle war der Vortrag, den der leitende Mitarbeiter der Filiale, ebenfalls ein Mensch mit Trisomie 21, in perfektem Englisch über seine vielfältigen Tätigkeiten und die Historie des Unternehmens hielt. Im Anschluss an dieses Highlight ging es direkt, wie in den Niederlanden üblich, natürlich mit dem Fahrrad weiter zur Maria Louisa Schule. Hier bekamen alle Teilnehmer Einblick in das Niederländische Bildungssystem. „Unter einem Dach“ werden dort Kleinstkinder betreut, findet die Frühförderung von Kindern in der Kita statt und ist die Grundschule untergebracht, die in den NL bereits im Alter von 5 Jahren Pflicht ist. In modernen Räumlichkeiten werden hier Kinder kompetent auf das Leben vorbereitet.
Am Nachmittag besuchten die Teilnehmenden eine Tagespflegeeinrichtung für an Demenz erkrankte Menschen. Danach blieb Zeit zum persönlichen Austausch und Sammeln individueller Eindrücke.
Am 4. Tag zog es alle Schüler*innen der SO sowie Studierende der HEP nebst ihren Lehrkräften auf das Wasser zum Kanufahren oder auch Stand-up paddeln.Wer so gar nicht selber aktiv werden wollte, fuhr in einem der Begleitboote und feuerte die Aktiven ordentlich an. So ging es wieder einmal gemeinsam durch die herrlichen Kanäle der Stadt. Das wohlverdiente Mittagessen gab es dann bei „Eten in de Molen“, einem liebevoll eingerichteten Restaurant, in dem Menschen mit Behinderung sowohl das Kochen als auch den Service übernehmen und nur bei Bedarf von weiteren Mitarbeitern unterstützt werden. Ein tolles Konzept, das dort vorgestellt wurde und auch bei uns gerne viele Nachahmer finden sollte! Das köstliche Essen wird „von Herzen und mit viel Liebe“ zubereitet, wie ein Mitarbeiter stolz berichtete. Und davon konnten sich alle Gäste überzeugen – es hat köstlich geschmeckt! Ohne Pause ging es dann weiter zum „Prader-Willi-Haus“, einer Einrichtung für Menschen, die mit einer angeborenen Genmutation und einer dadurch bedingten Fehlfunktion im Zwischenhirn leben. Auch hier gab es wieder viele neue Informationen und Eindrücke.
Leeuwarden Tag 5: „Danke Brüssel“ – ein viel zitierter Ausspruch während der Berufserkundungsfahrt der SO22 und HEP22 fand heute sein Finale auf dem liebevoll gestalteten T-Shirt, das die Teilnehmer*innen ihrem persönlichen Reisebegleiter „Ritzke“, Verantwortlicher der Organisation „de plannenmakers“ zum Abschied überreicht haben. Fünf abwechslungs- und ereignisreiche Tage hat er für sie gestaltet und mit seiner einzigartigen Art dabei für viel gute Laune gesorgt. „Danke Brüssel“ richtet sich auch an die Gesellschaft für Europabildung in Berlin, die diesen Einblick in die sozialen Arbeitsfelder bei unseren niederländischen Nachbarn überhaupt möglich gemacht hat. Einzelne Schüler*innen und Studierende beider Bildungsgänge haben bereits Gespräche über mögliche Praktika in den kennengelernten Einrichtungen geführt. Zu „Danke Brüssel“ wäre es auch nicht gekommen, hätten die Kolleginnen Lisa Reichmann und Dagmar Rosenfeld nicht die Vorbereitung und Organisation der Reise übernommen. „Danke Brüssel“, dass eine tolle Gruppe junger Menschen enger zusammenwachsen und neue Konzepte im Bereich der sozialen Arbeit kennenlernen konnte. „Danke Brüssel“!
Hier sind einige Impressionen der Fahrt: Bildergalerie
C.Henschel