Fährst Du noch oder stehst Du schon? Was bringt Dich von A nach B? Wie zufrieden bist Du mit dem ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis? Ausgehend von diesen Fragestellungen entwickelte sich am 26. April beim Forum X eine angeregte Diskussion der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler mit den Experten vor Ort: Iko Tönjes vom Verkehrsclub Deutschland, sowie Sebastian Schlecht von Baukultur Nordrhein-Westfalen.

Herr Tönjes legte dar, dass es bei allen Entwicklungen darum gehen muss, alle Verkehrswege in den Blick zu nehmen und sie vor allem in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern. Die Lösung der Parkplatzproblematik in den Städten sieht er in der Reduzierung der Kraftfahrzeuge und stellt Konzepte des CarSharings aber auch des Mitfahrens als sinnvolle Perspektive dar. Er ermutigte die Schülerinnen und Schüler Dinge neu zu denken und zu betrachten und  verweist hier auf  erfolgreiche Umstrukturierungen in anderen Städten wie Amsterdam, die bereits einen Wandel der Verkehrswege durchlaufen haben. „The pain is in the change“ so Tönjes.

Herr Schlecht stellte dar, dass es der Baukultur NRW vor allem darum geht Bauen klimagerechter und nachhaltiger zu gestalten. Die Problematik liege darin, dass der Platz in den Städten begrenzt ist, die Anzahl der Autos jedoch stetig steige. Parkplätze kosteten zudem sehr viel Geld und versiegelten Oberflächen, so dass es bei Starkregen schneller zu Überschwemmungen komme. Würden Menschen verstärkt auf das Fahrrad umsteigen, so würde der vorhandene Platz für diejenigen ausreichen, die nicht auf das Fahrrad umsteigen können. Zudem müsse man bei der Stadtentwicklung darauf achten, dass Menschen in ihrem Wohnumfeld alles Notwendige haben, so dass sie für Besorgungen und Artbesuche etc. gar nicht erst auf ein Auto angewiesen wären.

Die Mehrheit Schülerinnen und Schüler zeigte in einer Abstimmung, dass sie unzufrieden mit dem ÖPNV im Rhein-Sieg-Kreis sind. Zu geringe Taktungen der Buslinien, vor allem in den Dörfern, zu hohe Kosten, zu lange Fahrtzeiten, zu volle Busse, Unzuverlässigkeit und die Schwierigkeit der Fahrradmitnahme waren die meist genannten Kritikpunkte. „Preise runter, Qualität rauf!“ so die Forderung der Schülerinnen und Schüler. Der Experte Tönjes gab den Schülern Recht, dass nur ein attraktiv ausgestalteter ÖPNV mit engerer Taklung, verbesserter Zuverlässigkeit, erweiterten Kapazität bei der Schülerbeförderung und günstigen Tarifen zum Umsteigen vom Auto auf den ÖPNV anregen wird.

Sehr kontrovers wurde die Zukunft des Verbrennungsmotors und die Umstellung auf E- Autos gesehen. So betonte ein Schüler, dass er es für unsinnig und nicht umsetzbar halte, wenn nun alle auf E-Autos umstiegen, denn sie seien umweltschädlich in der Herstellung und könnten gar nicht alle ausreichend mit Strom, geladen werden. Herr Tönjes relativiertes dies und zeigte auf, dass es nicht um einen sofortigen 100 % Wechsel ginge, sondern dass diese Umstellung in einem langfristigen Prozess erfolgen wird, in dem sich zunehmend auch ein Recyclingskreislauf der Autos entwickeln wird,

Ein anderer Schüler zeigte das Dilemma auf in dem viele Auszubildende stecken: die Kosten für Benzin steigen zunehmend, so dass ein großer Teil der Ausbildungsvergütung dafür aufgewendet werden müsse. Diejenigen, die weite Wege zum Betrieb oder Schule mit schlechter ÖPNV Anbindung haben, müssen dies wohl oder übel irgendwie finanzieren. Die Lage würde auch dadurch zugespitzt, dass Wohnraum, der gut an den ÖPNV angebunden ist, in der Stadt kaum zu bezahlen ist. Dadurch könnten viele gar nicht auf ein Auto verzichten, wenn sie mobil bleiben wollen.

Auch Experte Schlecht sieht hier Verbesserungsbedarf und verweist auf Städte wie zum Beispiel Kopenhagen, denen es sehr gut gelungen ist die Verkehrssituation nachhaltiger zu gestalten.

Die engagiert geführte Diskussion zeigt: Verkehrsverbindungen haben sowohl eine ökologische aber auch eine sozial-ökonomische Perspektive. Deutlich wurde aber auch: man muss Dinge neu denken und Perspektiven erweitern, denn ein „Weiter-So“ kann es angesichts knapper Rohstoffe und des begrenzten Parkraumangebotes nicht geben. Die Frage ist nur, mit welchen Schritten man beginnt.

Wir danken allen Mitwirkenden für ihre bereichernden Beiträge.