66 Studierende der Fachschule für Technik sind nun die zukünftigen Ausbilder in den gewerblich-technischen Berufen – ein Erfahrungsbericht einer Studierenden

 

Auch im vergangenen Schuljahr haben sich wieder einige Studierende der Herausforderung gestellt, neben ihrem regulären Unterricht an der Fachschule für Technik, den Kurs für die Ausbildereignungsverordnung zu besuchen. Aus den beiden Vollzeitklassen für Maschinenbau und für Kunststoff- und Kautschuktechnik sowie der Teilzeitklasse für Kunststoff- und Kautschuktechnik besuchten 66 Studierende den wöchentlich stattfindenden Kurs, die Teilzeit auf rein freiwilliger Basis. Sogar zwei ehemalige Studierende der Vollzeitklasse und des Aufbaubildungsganges Betriebswirtschaft haben sich zu dem Samstagskurs der Teilzeit dazugesellt. Vor allem bei der Teilzeitklasse hat dieser mit seinen anrechenbaren SOL-Stunden einen besonderen Bonus parat. Aber einen Kurs zu besuchen, der einem in Arbeitssituationen pädagogisch weiterhelfen kann, selbst wenn am Ende die Prüfung nicht abgelegt werden sollte, sollte sich kein Studierender entgehen lassen. Und wenn die Prüfung am Ende bestanden ist, stellen die nachgewiesenen berufs- und arbeitspädagogischen Fähigkeiten nach AEVO einen zusätzlichen Vorteil im Lebenslauf dar. Neben dem beruflichen Vorteil hilft der AEVO-Kurs den Studierenden zusätzlich in den regulären Unterrichtsfächern. Bei der Mitarbeiterführung (Personalmanagement) im Fach BWL können so beispielsweise durch leichtes Umdenken einige Informationen zu den unterschiedlichen Führungsstilen, wie dem laissez-fairen, dem kooperativen und dem autoritären Führungsstil, erarbeitet und eingebracht werden.

Für den Unterricht nutzt Frau Fuhrmann-Niesen das „Kompaktwissen AEVO in vier Lernfeldern“ vom Westermann Verlag. Die Handlungsfelder „Ausbildungsvoraussetzung prüfen und Ausbildung planen“, „Ausbildung vorbereiten und bei der Einstellung der Auszubildenden mitwirken“, „Ausbildung durchführen“ und „Ausbildung abschließen“ sind auch der Leitfaden für den gesamten AEVO-Kurs. Einer der wichtigsten Punkte sind die Richtlinienbezüge mit der Ausbildungsverordnung, dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) und dem Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG). Vor allem das JArbSchG müssen die angehenden Ausbilder verinnerlichen, da es nicht selten vorkommt, dass die Auszubildenden minderjährig sind. Bei ihnen muss ein besonderes Augenmerk auf Dinge wie die Arbeits- und Pausenzeiten gelegt werden und vor Antritt der Ausbildung eine ärztliche Erstuntersuchung durchgeführt worden sein. Außerdem ist der Ausbildungsvertrag nur rechtens, wenn die Erziehungsberechtigten diesen unterzeichnet haben.

Frau Fuhrmann-Niesen hat eine ganz besondere Art, wie sie ihren Unterricht gestaltet. Letztendlich geht sie immer nach einem organisierten Schema vor, in dem sie zu Beginn einer Unterrichtseinheit auf die vergangenen Inhalte eingeht und den Studierenden mitteilt, was sie in der aktuellen Einheit erarbeiten möchte. Zum Ende der Stunde erfragt sie in einer kleinen Zusammenfassung, was alles erlernt wurde, und entlässt die Studierenden in ihren Feierabend, der bei der Teilzeit der Start fürs Wochenende ist. Die Unterrichtsgestaltung hangelt sich an einigen Methoden entlang, die für die zukünftigen Ausbilder wichtig werden. Die wohl wichtigste Methode ist die 4-Stufen-Methode, bei der vor allem zu Beginn einer Ausbildung Schritt für Schritt Inhalte gelehrt und mit dem Auszubildenden gemeinsam erarbeitet werden können. In den verschiedenen Stufen ist es möglich, den Auszubildenen auf unterschiedlichen Sinnesebenen, wie Hören, Sehen und Fühlen, zu erreichen und ihn zu beobachten. Mit fortschreitender Zeit kann eine Einschätzung getätigt werden, um welchen Lerntyp es sich handelt. Dieser kann haptisch, visuell, auditiv, kommunikativ oder eine Kombination daraus sein, die sich im Laufe der Zeit verändern kann. Natürlich gibt es noch einige Methoden mehr, zu denen u.a. auch der Kurzvortrag gehört. Zum Ende des Kurses plant Frau Fuhrmann-Niesen in der Regel ein Rollenspiel, bei dem sich die Studierenden auf ihre im Normalfall im späten Frühjahr stattfindenden Praxisprüfungen bei der IHK Bonn vorbereiten können. Während sich einige Ausbilderanwärter bereit erklären, ihre praktische Prüfung zu simulieren, prüft Frau Fuhrmann-Niesen mit zwei Mitkommilitonen als Prüfungsausschuss. Bei der Teilzeitklasse wird ein ehemaliger Studierender, der mittlerweile mit Frau Fuhrmann-Niesen zusammen im Prüfungsausschuss sitzt, eingeladen. Da er niemanden der Studierenden kennt, kann die Prüfung unvoreingenommen simuliert werden, wodurch das Rollenspiel für sie noch authentischer wird. Zu dieser Gelegenheit werden die Vollzeitklassen über Teams online hinzugeschaltet, um sich ebenfalls einen objektiven Eindruck machen zu können.

Weitere Aspekte in dem Kurs sind das zeitliche Planen von Ausbildungseinheiten, die an den typisch menschlichen Biorhythmus angepasst sein sollten, und die Planung der Probezeit, die nicht länger als vier Monate dauern darf und für beide Seiten einen berufsnahen Einblick schaffen soll, damit eine möglichst realistische Einschätzung und Beurteilung stattfinden kann. Hinzu kommen das Führen des Ausbildungsnachweises, ohne den ein Auszubildender nicht zur Abschlussprüfung zugelassen wird, die Lernortkooperation zwischen dem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule und möglichen externen Lernorten wie einer Lehrwerkstatt, falls der Betrieb nicht die Möglichkeit hat, sämtliche Lerninhalte des Ausbildungsrahmenplans zu vermitteln. Letzterer findet sich in der zugehörigen Ausbildungsordnung und ist zeitlich und sachlich gegliedert. Basierend auf den Ausbildungsrahmenplan muss der ausbildende Betrieb einen betrieblichen Rahmenplan erstellen, der ggf. für jeden Auszubildenden individuell angepasst werden muss.

Auch wenn im ersten Durchlauf zwei Studierende ihre Prüfungen nicht bestanden haben, konnten mit einer kleinen Ehrenrunde am Ende alle ihre AEVO ablegen. Ein guter Ausbilder kann aus so einer Situation lernen, denn dieser kann sich dadurch besser in einen Auszubildenden hineinversetzen, der ggf. eine Klassenarbeit oder eine Prüfung „verhaut“. Wichtig ist in so einer Situation, den Mut nicht zu verlieren und in gemeinsamer Zusammenarbeit herauszufinden, wo das Problem lag, und zu versuchen, daran zu arbeiten und es im besten Fall zu beheben.

Ein weiser Mann sagte einmal: „Jedes Genie dreht irgendwann mal eine Ehrenrunde!“ Er sprach aus eigener Erfahrung und wurde am Ende ein begeisternder Mathelehrer. In diesem Sinne bedanke ich mich für diese sehr prägnante Aussage, die mir auf meinen persönlichen Umwegen schon oft geholfen hat und im Namen aller Studierenden natürlich bei Frau Fuhrmann-Niesen, die mit ihrer besonderen Art, den Unterricht zu gestalten und durchzuziehen, alle motivierte. Vor allem bei uns in der Teilzeitklasse stand die Motivation im Vordergrund, denn wir haben samstags nach den regulären sechs Unterrichtsstunden ab 13:05 Uhr den AEVO-Kurs besucht. Da es wie Lernen mit Freunden war, hat es sich für niemanden angefühlt wie Nachsitzen und war trotz der Uhrzeit das Highlight des Tages.

(Jana Kurka, KTT19)