Der Aufbaubildungsgang Betriebswirtschaft 2019/2020 an der FST Troisdorf

von Christian Schweißhelm

Vier Jahre sind eine lange Zeit. In vier Jahren kann viel passieren. Man kann ein Haus bauen, man kann eine Familie gründen oder ca. 23.360 Fußballspiele ansehen.

Man kann in dieser Zeit aber auch die Fortbildung zum Techniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik oder Maschinenbautechnik an der Fachschule für Technik (FST) am Georg-Kerschensteiner-Berufskolleg in Troisdorf in der Teilzeitform absolvieren. Nach meinen gemachten Erfahrungen kann ich das jedem Interessierten nur empfehlen!

Passend zu diesem Angebot bietet die FST nun seit dem Jahr 2019 noch die Möglichkeit an, dieses Fundament zu nutzen und einen Aufbaubildungsgang Betriebswirtschaft zu besuchen. Nach meinen positiven Erfahrungen wollte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, hier Pionierarbeit zu leisten und somit stand der Entschluss schon frühzeitig fest, dass ich noch einmal 1,5 Jahre an der FST verbringen möchte.

Der Unterricht findet freitagsnachmittags und samstagmorgens statt und lässt sich somit hervorragend mit der Berufstätigkeit vereinbaren. Einen teilzeiterprobten Techniker schreckt das auf jeden Fall nicht ab.

Die schon während der Fortbildung zum Techniker bearbeiteten Thematiken wie Finanzierungs- und Investitionsrechnungen (z.B. Berechnung des Amortisationszeitpunkts, von Maschinenstundensätzen und von Abschreibungen), Bilanzierung, Volkswirtschaftslehre (Wirtschaftssysteme, Marktformen, Preisbildung) und Personalführung werden hier im Rahmen des Aufbaubildungsgangs noch einmal vertieft. Erweitert wird das Ganze durch die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnik, Organisation und Unternehmensführung sowie Material-, Produktions- und Absatzwirtschaft.

Die Grundlagen, die im Rahmen der Fortbildung zum Techniker gelegt wurden, sind hier äußerst nützlich und ermöglichen es, elegant inhaltlich daran anzuknüpfen. Natürlich gab es auch Studierende, die zuvor nicht die Fachschule für Technik des GKB besucht hatten. Den betreuenden Lehrkräften Frau Röpke, Frau Fuhrmann-Niesen, Frau Lübke-König und Herrn Luther ist es gut gelungen, diese ebenfalls mit „ins Boot“ zu nehmen und damit für alle die gleichen Voraussetzungen zu schaffen.

Dabei konnte jede Lehrkraft ihre Stärken einbringen. Dies geschah durch eine Fülle an Variabilität bezüglich des Einsatzes der geeigneten Sozialformen und Methoden, sei es durch Frontalunterricht in Form von ausführlichen PowerPoint-Präsentationen, Skripte, die gemeinsam im Plenum gelesen und bearbeitet wurden, ausführliche Gruppenarbeiten mit wechselnden Lehrmethoden wie Insellernen oder in Form von einem Kahootquiz oder das klassische Arbeiten mit der Vorbereitung von textlichen Inhalten und dem Lösen von dazugehörigen Aufgaben im Rahmen der abendlichen Freizeitgestaltung. Durch das Anwenden dieser abwechslungsreichen Unterrichtsmethoden und den Willen, die Klasse an der Gestaltung des Unterrichts mitwirken zu lassen und auch ein offenes Ohr für konstruktive Kritik zu haben, konnte der teilweise doch recht „trocken“ anmutende Stoff anschaulich und plausibel vermittelt werden. Dafür möchte ich mich bei den betreuenden Lehrkräften sehr bedanken!

Dennoch kam auch der Spaß nie zu kurz und es blieb immer auch die Möglichkeit, die Themen mit einer gewissen „Lockerheit“ anzugehen. Durch diese Art und Weise des Unterrichts wurde auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Klasse gestärkt. So bildeten sich schnell Lerngemeinschaften, bei denen, in manchmal tiefgründigen Diskussionen, auch die letzte offene Frage geklärt werden konnte und jeder, der Hilfe suchte, auch Hilfe fand.

Schon während des Verlaufs des Aufbaubildungsgangs konnte ich bemerken, dass eine Vertiefung der bereits bekannten Thematiken bei meiner beruflichen Tätigkeit als Kunststofftechniker äußerst nützlich ist. Man kann auf der Arbeit bei der Neubeschaffung von Anlagen, Finanzierungsmöglichkeiten und Investitionsprojekten noch einmal deutlich fundierter Stellung beziehen und knüpft auch bessere Kontakte zu den manchmal doch ein wenig „nervigen“ Kollegen des Controllings. Hier lernt man eine differenzierte Sichtweise kennen und entwickelt dadurch auch mehr Verständnis für die Hintergründe kaufmännischer Entscheidungen.

Des Weiteren wurden wir auch mit den grundlegenden Abläufen der Personal- und Unternehmensführung bekannt gemacht. Wie kann ich als Führungskraft meine Angestellten motivieren? Wie kann ich der Belegschaft, auch in schwierigen Zeiten, eine Perspektive bieten? Auf welche Art und Weise kann ich ein Unternehmen organisieren?

Sobald ich mir darüber im Klaren bin, wie meine Strategie sein soll, gilt es natürlich, die Digitalisierung voranzutreiben. Mit welcher Topologie kann ich mein Unternehmen vernetzen? Wie kann ich Datensicherheit gewährleisten? Welche Form des Cloud Computing ist sinnvoll? Wie kann ich die persönlichen Daten meiner Mitarbeiter und Kunden im Sinne der DSGVO (Datenschutzgrundverordnung) schützen?

Das Ganze ist dann noch in einen größeren Zusammenhang einzubetten: Welche Rechtsform ist für ein Unternehmen passend? Wie sind die Rahmenbedingungen in Deutschland (Wirtschaftssystematik, rechtliche Rahmenbedingungen, steuerrechtliche Aspekte)? Mit welcher Strategie kann ich ein Produkt in den Markt einführen? Wie bestimme ich den richtigen Preis für ein Produkt? Wie kann mein Lagerkonzept aussehen?

Wer neugierig geworden ist, wie die Antworten auf die gestellten Fragen lauten, sollte nicht zögern und direkt die Anmeldung für den nächsten Kurs ausfüllen!

Alles im allem kann ich sagen, dass der Aufbaubildungsgang zum technischen Betriebswirt der ideale nächste Schritt für Techniker ist, die ihre berufliche Karriere weiter vorantreiben wollen, da viele Themen aneinander anknüpfen. Außerdem sind die behandelten Themen perfekt für alle, die überlegen, sich selbstständig zu machen und ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Sollte man nach dem Erwerb des staatlich geprüften Technikers mit dem Gedanken spielen, die IHK-Prüfung zum technischen Betriebswirt abzulegen, findet man hier ebenfalls die ideale Vorbereitung dazu.

In meinen Augen hat mich dieser Aufbaubildungsgang in dieser Phase meines Lebens sowohl arbeitstechnisch als auch privat bereichert. Auch wenn es immer wieder anstrengend ist, sich allabendlich hinzusetzen und zu lernen, wird man durch gesteigertes Ansehen im Unternehmen und persönliche Erfolgserlebnisse nach Lösen einer schwierigen Aufgabe belohnt. Man kann während des Kurses viele neue Kontakte knüpfen und lernt auch viel über die Abläufe in den Unternehmen der Kursteilnehmer. Dieser enorme Input hat mir auch immer wieder bei Aufgabenstellungen in meinem Beruf geholfen. Außerdem bietet die Fachschule für Technik des GKB in Troisdorf ein modernes Lernumfeld mit einer Onlineumgebung (Office 365), in der Aufgaben bereitgestellt wurden und somit auch eine besondere Situation wie die Corona-Krise, kurz vor Beginn der Abschlussprüfungen, gut und professionell gelöst werden konnte.

Ich hoffe, dass sich dieser Bildungsgang in den nächsten Jahren etabliert und noch viele Studierende der Fachschule für Technik wie auch betriebswirtschaftlich interessierte Menschen mit technischem Hintergrund und entsprechenden Voraussetzungen für diesen Bildungsgang ihren Nutzen daraus ziehen können, so wie es bei mir war.

Ich bedanke mich bei den Lehrkräften für das Engagement, die didaktisch und methodisch kompetente Vermittlung der Unterrichtsinhalte und für die pädagogisch wertvolle Begleitung der Studierenden auf einem Teil ihres beruflichen Lebensweges. Die Fachschule für Technik in Troisdorf ist für mich immer ein besonderer Ort, den ich gerne besuche und weiterempfehle!