Auf dem Weg zu unseren drei Auslandspraktikantinnen in Malta, lasse ich die Telefonate mit den Dreien in den letzten Wochen Revue passieren und resümiere mit Hochachtung: unsere drei Schülerinnen standen vor der Herausforderung die institutionellen Gegebenheiten vor Ort, die divergierenden Auffassungen von Erziehung im Verhältnis zu dem, was sie bisher gelernt hatten,  mit ihren eigenen, entwickelten Ansprüchen zu verzahnen und ganz nebenbei zudem ein völlig selbstständiges eigenes Leben in der kleinen Gruppe zu bewerkstelligen.

Bei meinen ersten Praktikumsbesuch erlebe ich selbst die im Vergleich zu Deutschland unterschiedlichen Gegebenheiten in Malta: Die Einrichtung ist ein einfaches Wohnhaus zwischen vielen, sie ist kaum erkennbar, es gibt keine Außenspielflächen um das Haus herum und – wie ich dann feststelle – auch sonst keine, zumindest keine am Boden, so wie wir das kennen. Nur ein kleines Schild weist auf die Einrichtung hin.

Der Personalschlüssel ist erstaunlich dicht, auf etwa drei Kinder kommt eine Erzieherin. Es ist kein Mann zugegen, ich sollte feststellen, dass dies hier weithin noch ein vollkommen klarer Frauenberuf ist. Ich hospitiere das Angebot und bin begeistert: selbst in der Form, in der Kinder brav am Tisch sitzen und schablonierte Osterfiguren farblich bearbeiten, entstehen partizipative Räume und Möglichkeiten, die unsere Praktikantin ganz selbstsicher auf Englisch anbahnt und begleitet. Ich bin richtig stolz. Ich bleibe noch ein Weilchen und beobachte auffällig und eigentlich durchgängig herzliche und liebevolle Interaktionen zwischen den Kindern und den Erzieherinnen.

An der Infowand für die Eltern beeindruckt mich der akribische Wochenplan für die Kinder, aus dem einzelne tägliche Themenblocks, Methoden und Lerninhalte aufgeschlüsselt werden. Die Leiterin erklärt mir hierzu, dass sie sehr streng auf die Umsetzung der Lernziele achte. Einen Teamraum gibt es nicht und auch keine gemütliche Kaffeeecke oder sonstigen Rückzugsraum für die Erzieherinnen. Trotzdem sind das Team und die Kinder bester Laune.

Auch in der zweiten Einrichtung ist die Atmosphäre insgesamt entspannt und fröhlich, wenngleich unendlich laut und eng. Die Kinder spielen, krabbeln und robben zwischen den auf dem Boden sitzenden Kindern umher, es wird geklatscht, gesungen, geweint und getröstet. Stolz kann ich unsere Schülerinnen dabei beobachten, dass sie es  schaffen, den Kindern unterschiedlichen Alters elegant kleine Entscheidungsspielräume anzubieten, obwohl in den pädagogischen Konzepten der U3 Einrichtungen das Thema „Partizipation“ nicht vorrangig beachtet wird. Ich bin mir sicher, dass sowohl unsere Schülerinnen als auch ich diese Eindrücke von Malta nicht vergessen werden. (Dr. H. Jörges)